Eigenständiges Lernen mit digitaler Unterstützung – wer hätte gedacht, dass das für Grundschüler von Klasse 1 bis Klasse 4 Alltag wird? Wir nicht. Und trotzdem müssen wir ganz überrascht feststellen, wie gut unsere Kinder mit der neuen Situation zurechtkommen.

Das haben wir natürlich vor allem unseren fürsorglichen Eltern zu verdanken, die über Nacht Experten in digitalen Medien und Didaktik werden mussten. Hat scheinbar gut geklappt. Die Lehrerschaft wird zumindest mit einer täglichen Flut an Hausaufgaben überschüttet. Natürlich digital zugeschickt.

Nichtsdestotrotz kann diese Form von Unterricht nicht das gemeinsame Lernen in der Klasse ersetzen. Im Schulalltag gibt es gemeinsame Andachten und gemeinsame Gebetszeiten, in denen die Anliegen der Kinder thematisiert werden. Wir haben Gruppenarbeiten, Expertenschüler, die anderen helfen. Es gibt Freiarbeitszeiten, Lesezeiten und Stillarbeit. Wir schlichten Streit und essen gemeinsam unser Schulobst. Wir erzählen uns von den Erlebnissen am Wochenende und schauen in das Urlaubstagebuch des Klassentiers. Wir schwitzen bei Bewegungspausen und gähnen bei gemeinsamen Dehnübungen.

All dies ist im Moment nicht möglich. Aber unser Kollegium gibt sich die größte Mühe, immer noch präsent zu sein- durch selbstgedrehte Erklärvideos, Sprachaufnahmen, Bilderpräsentationen und auch Videokonferenzen. Bei letzteren war ich erstaunt, wie schnell Kinder begreifen, dass das eigene Mikrofon ausgestellt werden muss und wie man es wieder aktiviert, um etwas zu sagen. Ich sehe die Kinder meiner Klasse in kleinen Kästchen, wie sie über dem Bildschirm hängen, um jedes Gesicht der Klassenkameraden zu studieren und sich gegenseitig aus der Ferne zuzulächeln. Und mir kommen die Tränen, weil ich einfach davon gerührt bin, wie sehr sich die Kinder vermissen und wie sehr sie den Kontakt zueinander brauchen.